Künstliche Intelligenz und Kunst: Ein Brückenschlag zwischen zwei Welten

Wie bringt man Kunst und Künstliche Intelligenz (KI) zusammen? Diese Frage stellt sich ein Kurator der ETH Zürich, der sich das Ziel gesetzt hat, neue Werke und Methoden durch die Verbindung dieser beiden Welten zu schaffen. Die Begegnung von Kunst und Wissenschaft ist eine spannende Herausforderung, die sowohl technische als auch philosophische Aspekte umfasst.

Erste Schritte in einer neuen Welt

An seinem ersten Arbeitstag im ETH-Zentrum für künstliche Intelligenz fühlte sich der Kurator, als ob er in ein fremdes Land gereist wäre. Trotz der räumlichen Nähe zur ihm bekannten Stadt Zürich, waren Kultur und Sprache der Wissenschaft für ihn völlig neu. Seine bisherigen Erfahrungen als Kurator und Leiter des Cabaret Voltaire, der Geburtsstätte des Dadaismus, hatten ihn auf diese Reise nicht vorbereitet.

Der Kurator begann sein Programm „AI + Art“ im Oktober 2021 mit dem Ziel, Künstler und Wissenschaftler zusammenzubringen. Doch bevor er dies erfolgreich umsetzen konnte, musste er zunächst die Welt der Wissenschaft verstehen. Dies erwies sich als keine einfache Aufgabe.

Die Welt der Wissenschaft verstehen

In der Kunst sind ästhetische Details von großer Bedeutung. Schon die Platzierung eines Objekts in einer Ausstellung kann darüber entscheiden, ob es als Kunstwerk betrachtet wird. Im Gegensatz dazu konzentriert sich die ETH auf die Erforschung und Entwicklung von Technologien. Der Kurator war beeindruckt von der Hingabe, mit der die Studentinnen und Forscher ihrer Arbeit nachgingen, oft in den ungemütlichsten Ecken.

An der ETH lernte er, dass der Begriff „künstliche Intelligenz“ selten verwendet wird. Stattdessen spricht man von „Machine Learning“ (maschinelles Lernen), das ein breites Spektrum an Anwendungen umfasst, von sprachbasierten Anwendungen wie Chat GPT bis hin zu Programmen für Nanoroboter in der medizinischen Forschung.

Um die Sprache der Wissenschaft zu verstehen, besuchte der Kurator Vorlesungen und Präsentationen. Dabei stieß er auf viele unbekannte Begriffe, die ihn neugierig machten und die er sich notierte. Diese Begriffe führten zu spannenden Diskussionen mit den Wissenschaftlern, die oft schmunzelten, wenn sie seine Unwissenheit bemerkten.

Der Dialog zwischen Kunst und Wissenschaft

Ein zentraler Aspekt der Arbeit des Kurators war der Austausch zwischen Kunst und Wissenschaft. Er lud Wissenschaftler zu Kunstausstellungen ein und brachte Künstler in die Labors der ETH. Diese Begegnungen führten zu fruchtbaren Kooperationen und neuen Netzwerken. Beispielsweise konnten Künstler neue Methoden entwickeln, die zur Forschung beitrugen, und Wissenschaftler erhielten neue Perspektiven auf ihre Arbeit.

Ein Beispiel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit war eine Künstlerin, die mit Robotern malte. Sie nutzte die Technologien eines Neuroinformatik-Professors, um ihrem Roboter die Kunst der Kalligraphie beizubringen. Diese Methoden könnten auch für Architekten interessant sein, da sie intuitivere und weniger datenintensive Arbeitsweisen ermöglichen.

KI-Kategorien im Einsatz

Im Programm „AI + Art“ kamen verschiedene Kategorien von Künstlicher Intelligenz zum Einsatz:

  1. Maschinelles Lernen (Machine Learning): Dies umfasst die Entwicklung von Algorithmen, die aus Daten lernen und Vorhersagen treffen können. Anwendungen reichen von Sprachmodellen wie Chat GPT bis hin zu Bildgenerierungs-Tools.
  2. Neuronale Netzwerke: Diese sind inspiriert von den neuronalen Strukturen des menschlichen Gehirns und werden verwendet, um komplexe Muster in Daten zu erkennen. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Bild- und Spracherkennung.
  3. Deep Learning: Eine Unterkategorie des maschinellen Lernens, die tiefere Schichten von neuronalen Netzwerken nutzt, um präzisere Ergebnisse zu erzielen. Deep Learning wird oft für die Erstellung von Kunstwerken und die Analyse von großen Datenmengen eingesetzt.
  4. Natural Language Processing (NLP): Diese Technologien ermöglichen es Maschinen, menschliche Sprache zu verstehen und zu generieren. Dies ist besonders relevant für die Erstellung von Texten und die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine.

Philosophische und ethische Überlegungen

Ein wichtiger Aspekt der Arbeit mit Künstlicher Intelligenz ist die Übersetzung abstrakter, ethischer und philosophischer Begriffe wie „Fairness“, „Vertrauen“, „Diversität“ und „Wohlbefinden“ in Algorithmen. Dies zwingt Wissenschaftler, diese Begriffe klar zu definieren und trägt zu einer präziseren Forschung bei.

Ein faszinierendes Beispiel ist die Entwicklung eines Algorithmus für „Fairness bei der Bewertung von Stellenbewerbungen“. Ein Professor formulierte es treffend: „Logisches Denken wird durch Intuition auf höchstem Niveau angetrieben.“ Dies zeigt, wie eng logisches Denken und intuitive Prozesse miteinander verbunden sind.

Künstliche Intelligenz und Kreativität

Ein häufig diskutiertes Thema ist die Rolle der Kreativität in der KI. Während einige befürchten, dass KI Künstler überflüssig machen könnte, sieht der Kurator dies anders. KI kann die Kreativität nicht ersetzen, sondern bietet neue Werkzeuge, um kreative Prozesse zu unterstützen. Beispielsweise können Künstler mithilfe von KI-Programmen ihre Visionen umsetzen, auch wenn dies eine Herausforderung bleibt.

Die Kunst hilft, wissenschaftliche Erkenntnisse zu kommunizieren, während die Wissenschaft der Kunst neue Technologien bietet. Ein Beispiel ist die Zusammenarbeit mit einer Bauingenieur-Professorin, die die Belastungen und Verformungen von Strukturen messen wollte. Gemeinsam mit einem Klangkünstler entwickelte der Kurator eine akustische Installation, die diese Messungen spürbar macht.

Fazit

Die Verbindung von Kunst und Künstlicher Intelligenz eröffnet neue Horizonte für beide Disziplinen. Der Dialog zwischen Künstlern und Wissenschaftlern führt zu innovativen Ansätzen und neuen Erkenntnissen. Die Arbeit des Kurators am ETH-Zentrum für künstliche Intelligenz zeigt, dass die Zusammenarbeit von Kunst und Wissenschaft zu einer kreativen und technologischen Bereicherung führen kann. Indem Künstler und Wissenschaftler ihre Fähigkeiten und Perspektiven teilen, können sie gemeinsam Visionen für eine bessere Zukunft entwickeln.

Künstliche Intelligenz ist nicht nur ein technisches Werkzeug, sondern auch ein Medium, das philosophische und ethische Fragen aufwirft. Durch die Zusammenarbeit von Kunst und Wissenschaft können wir diese Fragen auf neue Weise angehen und Lösungen finden, die sowohl technisch als auch ästhetisch überzeugend sind.